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3 Gründe warum es eine gute Idee ist, deinem Welpen Spielzeug zur freien Verfügung zu überlassen

In nahezu jeder ersten Welpenstunde werde ich von frisch gebackenen Welpeneltern gefragt, ob stimmt, was in so vielen Welpenbüchern geraten wird: Nämlich das Spielzeug des Welpen stets zu verräumen und lediglich für das gemeinsame Spiel mit dem Welpen kurzfristig aus dem Schrank zu holen. Ich sage: Nein! Und zwar aus guten Gründen! 

Kaubedürfnis

Welpen haben ein besonders intensives (und für uns oft nervenzehrendes) Bedürfnis alles, was ihnen unter ihr süßes Nasenschwämmchen kommt, in den Fang zu nehmen. Das hast du sicherlich schon – mehr oder weniger panisch – festgestellt. Ein Blatt hier. Ein Taschentuch da. Huch! Ein Kaugummi! Und schnapp. Für deinen Welpen ist alles neu und aufregend. Jede „Kleinigkeit“ muss erkundet werden. Dafür nutzt dein Welpe nicht seine Pfoten, sondern seinen Fang. Das ist vollkommen normal, wichtig und wird auch wieder weniger – versprochen. Du musst deinen 12 Wochen alten Welpen nicht Hals über Kopf zum „Anti-Giftköder-Training“ anmelden, sondern stattdessen am besten fleißig das Ausspucken honorieren. 

Auch zuhause gilt es natürlich eine Menge zu erkunden (Schuhe, Tischbeine, Kissen und noch viel mehr). Zusätzlich baut dein Welpe über Kauen auch Stress ab. Stress?!  Klingt negativ? Kann er auch sein, z.B. wenn dein Welpe Zahnschmerzen hat, dringend auf Toilette muss oder überfordert ist. Aber auch positiver Stress, der gezwungener Maßen mit all den neuen Sinneseindrücken und Erfahrungen im Leben deines Welpen einhergeht, lässt sich hervorragend durch Kauen (wie auch durch Schnüffeln und Schlecken) kompensieren. Merke: ein entspannter Welpe ist ein „braver“ Welpe. 

Deswegen ist es super wichtig, dass du die Spielzeuge deines Welpen nicht in einer Kiste im Schrank verstaut hast. Lass die Spielzeuge für deinen Welpen zur freien Verfügung im ganzen Haus herumliegen. So kann er sein Bedürfnis, Objekte in den Fang zu nehmen und darauf herumzukauen ausleben und ihr spart euch viele nutzlose Diskussionen („Nein, nicht den Schuh! Nein, nicht die Fernsteuerung! NEIN! Doch nicht das Kabel!“).

Und wenn dein Welpe plötzlich doch großes Interesse an deiner Inneneinrichtung, deiner Unterwäsche oder deiner Wade (mehr zum Thema „Beißhemmung“) zeigt, hast du immer ein Tauschobjekt als Alternative, auf das du die Zähne deines Welpen umlenken kannst, griffbereit. 

Achtung, eine Einschränkung gibt es: Sollte dein Welpe sein Spielzeug nicht nur schreddern (Ja! Auch das ist erlaubt! Es ist SEIN Spielzeug!), sondern auch abschlucken, also verspeisen wollen, ist es aus gesundheitlichen Gründen dringend angeraten, ihn nur unter liebevoller Aufsicht damit spielen zu lassen.

Beschäftigung

Sind die ersten Tage nach dem Einzug deines Welpen erstmal verstrichen, wirst du merken, wie unglaublich viel Aufmerksamkeit dein Welpe eigentlich braucht. Im Gegensatz zu einem typischen erwachsenen Hund, der die meisten Stunden am Tag ruht und sich dadurch auch wunderbar in den Alltag integrieren lässt, ist dein Welpe ein „Fulltime-Job“. Vielleicht bist du extra leise, wenn dein Welpe döst, weil du für jede ruhige Minute dankbar bist? Vielleicht sehnst du dich nach ein bißchen Me-Time und schämst dich für deinen Welpen-Blues? Du bist nicht allein! Die Welpenzeit ist wunderschön! Und kann trotzdem verdammt anstrengend sein! 

Es ist vollkommen legitim, wenn du dir mal eine freie Minute ohne deinen kleinen Piranha wünschst und froh bist, wenn er sich mit sich selbst beschäftigt. Deshalb lass ihm sein Spielzeug zur freien Verfügung! Es ist schön, wenn sich dein Welpe alleine spielt und lernt, dass er sich auch ohne dich beschäftigen kann. Atme durch und erfreu dich daran, dass dein Welpe Spaß hat. 

Du musst dir keine Sorgen machen, dass eure Beziehung darunter leiden wird, wenn dein Welpe auch ohne dich spielen und Spaß haben darf. Ja, Bindung entsteht unter anderem durch schöne gemeinsame Erlebnisse. Das verbiete aber keinesfalls, dass du deinem Welpen auch schöne Erlebnisse ohne dich zugestehen darfst. Dein Welpe wird dich (trotzdem) lieben. Vielleicht sogar noch mehr!

Achtung, eine Einschränkung gibt es: Sollte dein Welpe durch die herumliegenden Spielzeuge nicht und nicht zur Ruhe kommen, kann es ev. hilfreich sein, sie zu verräumen. Beachte aber unbedingt den nächsten Punkt.

Junkie

Werden Spielzeuge (v.a. Wurfgeschosse) ausschließlich zum gemeinsamen wilden Spiel (ohne Aufwärmen und vernünftiges Cool down) rausgeholt, kann es je nach Hundetyp passieren, dass du dir deinen Welpen zu einem Spielzeug-Junkie erziehst. Versteh mich nicht falsch! Weder Bälle noch wildes Spiel sind per se schlecht. Aber wie sooft im Leben geht es um das „wie“ (wie spielst du mit deinem Hund?!).

Das wilde Hetzen von Spielzeugen (wie einem Ball oder einer Frisbee) setzt im Körper deines Welpen Hormone frei, die sich aufregend gut anfühlen. Lernt er das Spielzeug eben nur in Verbindung mit diesem Hormoncocktail kennen, verknüpft er es mit hoher Erregung. Dadurch werden manchen Hunde quasi süchtig nach ihrem Spielzeug: Sie vergessen die Welt rundherum, können nicht aufhören zu spielen und kommen in Gegenwart des Spielzeugs nicht mehr zur Ruhe. 

Die Lösung ist einfach: Hol das Spielzeug nicht nur zum gemeinsamen Spiel heraus, sondern lass das Spielzeug auch „langweilig“ im Haus herumliegen. Steht das Spielzeug jederzeit zur Verfügung und liegt auch oft einfach nur rum, während dein Welpe entspannt ist (niedrige Erregungslage), wirkst du dem Suchtcharakter von Anfang an entgegen. Zusätzlich solltest du mit deinem Welpen Spielen in Erregungswellen praktizieren. 

 

Jetzt kennst du meine Gründe, warum ich dir empfehle, Spielsachen zur jederzeitigen freien Verwendung deines Welpen im Haus herumliegen zu lassen. Vorbehalte, Welpen „Angenehmes“ wie Spielzeug ohne vorangegangene Leistung (v.a. korrekte Ausführung von „Befehlen“) zur Verfügung zu stellen, teile ich definitiv nicht. Das Leben darf sich leicht und schön anfühlen. Auch für deinen Welpen. Du gestaltest das gesamte Leben deines Welpen (Futtermenge, Futterart, Futterzeitpunkt, Toilettenzeiten, Spaziergangstrecke, Spaziergangdauer, Zeitpunkt und Dauer der Ruhezeiten uvm.) – lass die Zügel locker! Dein Welpe wird auch sein Verlangen mit dir zu spielen nicht verlieren, nur weil er sein Spielzeug stets zur freien Verfügung hat. Und selbstverständlich wirst du Spiel trotzdem als Belohnung nutzen können.

Lass deinem Welpen sein Spielzeug und mach euch das Leben nicht unnötig schwer! 

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