Ein Welpe zieht ein
Dein Welpe zieht ein! Juhu! Natürlich freust du dich, bist aber wegen der aktuellen Ausgangsbeschränkungen durch das CORONAVIRUS auch besorgt. Du fragst dich, wie du deinen Welpen in dieser Zeit optimal auf das Leben in unserer Welt vorbereiten kannst? Wie du „Sozialisationspläne“ abarbeiten und alles richtig machen sollst?
Ich kann dich gut verstehen! Du hast dir vor dem Einzug deines Welpen viele Gedanken gemacht, hast dich gut vorbereitet und nun das. Völlig unerwartet herrscht auf der ganzen Welt Ausnahmezustand. Es ist vollkommen normal, dass du verunsichert bist. Deshalb möchte ich dir Mut machen! Ihr zwei schafft das! Hier erfährst du, was während der ersten Zeit im Welpenleben wirklich wichtig ist:
Lass deinen Welpen ankommen und mach mal langsam!
Für die ersten Tage musst du dir wegen den Ausgangsbeschränkungen erstmal überhaupt keine Sorgen machen. Denn nun ist das Wichtigste, deinen Welpen in seinem neuen Zuhause ankommen zu lassen. Getrennt von Mutter und Geschwistern hat er nun eine neue Familie. Fort von seiner vertrauten Umgebung ist alles neu für ihn. Sieh das als ersten Punkt auf eurem „Sozialisationsplan“.
Kennen lernen von allen zwanzig Familienmitgliedern, deinem gesamten Freundeskreis und sämtlichen entfernten Bekannten darf ein bisschen warten. Genauso verhält es sich mit großen Ausflügen und ambitionierten Unternehmungen (z.B.: Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln).
Vergiss nicht, für deinen Welpen ist schon der Schritt vor die Haustür ein Schritt in eine neue Welt. Hier fängt euer „Sozialisationsplan“ an. Was dir nicht einmal mehr auffällt, sieht, hört, riecht und spürt dein Welpe zum ersten Mal: Straßen, Häuser, Schilder, Autos, Mülltonnen, Kanaldeckel, Hecken, Zäune, Spielplätze, Passanten, Artgenossen (und deren Urinmarkierungen) u.v.m.
Nutze euren Alltag und lass deinen Welpen die Welt in seinem Tempo erkunden. Unterstütze ihn, aber dränge ihn zu nichts. Ermögliche ihm viele positive Erfahrungen und vermeide bedrohliche Erlebnisse. Wundere dich nicht, wenn dein Welpe viel steht bzw. sitzt und nur beobachtet. Das ist normal! Musst du zügig von A nach B, nimm ihn auf den Arm und trage ihn.
Sieh das vorgeschriebene Abstand halten positiv: Dein Welpe kann fremde Menschen und fremde Hunde aus etwas Entfernung kennenlernen, lernt aber nicht kopflos loszustürmen und an ihnen hochzuspringen.
Aber ich muss meinen Welpen doch gut sozialisieren!
Ja, es ist toll, wenn dein Welpe mit unterschiedlichen Menschen, Artgenossen und Situationen viele positive Erfahrungen macht. Das stimmt! Dabei geht es um Qualität, nicht Quantität. Und keinesfalls muss dein Welpe die Welt an einem Tag erobern. Wie oben beschrieben ist alles neu. Setz dich nicht unter Druck und lass ihn Tag für Tag mehr kennen lernen. Eben im Rahmen eurer derzeitigen Möglichkeiten.
Vergiss im Eifer des Gefechts nicht: auch wenn dein Welpe manches während der ersten Lebenswochen besonders nachhaltig lernt, ist das Lernen danach nicht abgeschlossen, sondern ein Leben lang möglich
Aber alle Welpenspielgruppen sind geschlossen!
Dein Welpe kann auch ohne einer Welpenspielgruppe positive Erfahrungen mit Artgenossen sammeln. Dein Welpe muss nämlich nicht mit allen Artgenossen spielen. Er soll freundliches Begrüßungsverhalten üben. Dein Welpe soll verschiedene Hundetypen kennen und deren Körpersprache lesen lernen. So ist er für die vielen Begegnungssituationen in der Großstadt gewappnet.
Achte auf ausreichend Ruhe!
Genauso wichtig wie das Entdecken der Welt ist das Verarbeiten der vielen neuen Reize. Dafür braucht dein Welpe Ruhe. Das Ruhebedürfnis eines Welpen beträgt insgesamt ca. 20 bis 22 Stunden pro Tag. Dein Welpe ruht viel weniger? Dann braucht er deine Hilfe. Nimm ihn in den Arm, streichle ihn, zieh dich mit ihm an einen ruhigen Ort zurück, lobe ihn, wenn er sich entspannt oder fahr euren Tagesplan etwas herunter.
Zu wenig Ruhe begünstigt beim Welpen unerwünschte Verhaltensweise wie vermehrte Aktivität und vermehrtes Beißeln. Damit dein Welpe zu einem ausgeglichenen Hund heranwächst, braucht er ausreichend Entspannung.
Was soll ich mit meinem Welpen trainieren?
Du wolltest eine Welpenschule besuchen, um deinen Welpen die wichtigsten Signale für einen harmonischen Alltag beizubringen? Jetzt – auf dich allein gestellt – bist du überfragt. Was sollst du trainieren, wo sollst du beginnen? Du kannst getrost sein. Worauf du fürs erste – guten Gewissens – verzichten kannst, ist klassisches Training von Grundsignalen wie „Sitz“, „Platz“, „Fuss“ u.Ä.
Da du deinem Welpen nicht an einem Tag sämtliche Spielregeln unserer Menschenwelt erklären kannst, ist es fürs erste hilfreich Management zu betreiben. So vermeidest du Verhalten, das dir nicht gefällt. Zum Beispiel: Räume deine Schuhe weg, statt sie zerkauen zu lassen und biete deinem Welpen ausreichend Alternativen, um sein Kaubedürfnis stillen zu können.
Dein Welpe muss keine Fehler machen, um mittels Korrektur zu lernen was richtig ist. Sonst lernt er nämlich im ersten Schritt Verhalten, das dir gar nicht gefällt. Außerdem lösen sich manche Themen schlicht durch die Weiterentwicklung deines Welpen (z.B.: das große Kaubedürfnis).
Da dein Welpe den ganzen Tag lernt, kannst du dir diesen Umstand zu Nutze machen. Es ist sehr effektiv, wenn du dich im Alltag darauf konzentrierst, Verhaltensweisen deines Welpen, die dir gefallen und die du in Zukunft öfter bzw. später immer sehen möchtest, zu honorieren. Mach das mit Lob und Keksen. Die Vorteile von dieser Vorgangsweise liegen auf der Hand: du sparst dir die Zeit für extra Trainingseinheiten und dein Welpe lernt, was er tun soll ohne Wortsignale von dir zu brauchen.
Ein Beispiel: Du kannst deinen Welpen im Alltag immer dafür belohnen, dass er sich von sich aus hinsetzt. Egal, ob er geduldig wartet (z.B.: bei der Futterzubereitung oder während eines Gesprächs mit der Nachbarin), er draußen etwas Aufregendes oder Unheimliches entdeckt (z.B.: Autos, Radfahrer, laute Geräusche) oder er neue Menschen kennenlernt. So lernt dein Welpe auf Anhieb das richtige Verhalten und du vermeidest, dass sich andere Verhaltensweisen (z.B.: Hinstürmen, Flüchten, Bellen) etablieren.
FAZIT:
Verzweifle nicht! Die Welt dreht sich trotz der Corona-Krise weiter, auch wenn du dein „normales“ Leben erst in ein paar Wochen zurückhast und erst verspätet in eine Welpenschule einsteigen kannst.
- Die Welpenzeit ist keine „Alles-oder-Nichts-Gelegenheit“. Dein Hund lernt ein Leben lang!
- Führe deinen Welpen mit Bedacht – ohne euch Stress zu machen und so gut es eben geht – an unsere Welt heran (verschiedene Menschen, Hunde und Situationen), damit er viele positive Erfahrungen machen kann!
- Betreibe Management und fange erwünschtes Verhalten im Alltag ein!
- Achte auf ausreichend Ruhe, damit dein Welpe alles Neue optimal verarbeiten kann!
Alles Gute!