Ist dein Welpe unbeschreiblich süß! Gleichzeitig aber auch unfassbar anstrengend?
Viele Welpen werden körperlich und/oder seelisch misshandelt oder nach wenigen Tagen wieder abgegeben, weil es ihre Menschen nicht besser wissen. Oft weil sie nicht aufgeklärt waren, weil sie sich das Zusammenleben mit dem knuffigen Vierbeiner romantischer vorgestellt haben als es tatsächlich ist, weil sie frustriert sind und an ihre Grenzen kommen.
Mit diesem Artikel möchte ich dich aufklären. Damit du weißt, was dich erwartet, dich nicht alleine fühlst und guten Mutes sein kannst! Natürlich darfst du dich als frisch gebackener Welpen-Elternteil auch mal müde und überfordert fühlen und daran zweifeln, ob die Adoption eine gute Idee war. Das ist normal. Es nicht schlimm, zuzugeben, dass dein Welpe ein gewisses Potential hat, dich manchmal schier in den Wahnsinn zu treiben.
Meiner Erfahrung nach hilft es sehr, vorher zu wissen, worauf du dich einstellen musst und dass dein Welpe keine Ausnahme ist. So fällt es dir bestimmt viel leichter, freundlich und fair zu bleiben!
Deshalb die wichtigsten „teuflischen“ Fakten über flauschige, tapsige Hundebabys:
Unsauberer Welpe
Dass Stubenreinheit erst erlernt werden muss und das ein oder andere Malheur mit Sicherheit in jeder Familie passiert, weißt du bestimmt. Dass es länger als ein paar Tage/Wochen dauern kann und die Entwicklung sehr individuell ist, vielleicht nicht. Für viele Welpen ist die Welt vor ihrer Tür so aufregend, dass sie sich nicht lösen können und zu Hause angekommen, entspannen sie und es läuft. Das machen sie nicht mit Absicht – Hunde lösen sich niemals aus Protest!
Achte darauf, dass dein Welpe draußen ausreichend Ruhe zum Lösen hat und sei zuversichtlich! Der eine Welpe braucht kürzer, der andere länger, aber schlussendlich werden sie alle stubenrein.
Meine Tipps zur Stubenreinheit findest du hier: https://waldis-hundetraining.de/s-wie-stubenreinheit/
Irrer Welpe
Welpen brauchen tendenziell mehr Unterstützung bei Ruhe als bei Auslastung. Vielen Welpen fällt es schwer zu entspannen. Es scheint ihnen hingegen sehr leicht zu fallen, aktiv zu sein. Naja, bis sie halt total durch den Wind sind. Hat dein Welpe auch regelmäßig seine „verrückten 5 Minuten“, in denen er durchs Haus flitzt, springt, knurrt, Objekte durch die Luft wirbelt, in deine Füße beißt und sonstigen Schabernack treibt? In gewissen Ausmaß ist das ganz normal.
Häufige Ursache für Unruhe sind die vielen Eindrücke, die dein Welpe täglich erlebt und verarbeiten muss. Den Welpen stundenlang, tagelang auszupowern kann weitreichende negative Folgen nach sich ziehen! Wenn dein Welpe einfach nicht zur Ruhe kommt, hol dir Rat!
Kontroll-Welpe
Welpen wollen auch im Haus überall dabei sein. Folgt dir dein Welpe auf die Toilette, weint er hinter verschlossenen Türen, steht er jedes Mal mit dir auf und begleitet dich von Zimmer zu Zimmer. Das hat nichts mit Kontrolle zu tun! Welpen können nicht einfach so (alleine) bleiben! Nachdem dein Welpe von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt wurde, bist du nun seine neue Familie, seine Welt!
Ja, es kann eine große Umstellung sein, wenn du keine Minute mehr für dich hast. Deshalb ist es ratsam dem Welpen eine Strategie fürs Alleinebleiben als eines der aller ersten Themen an die Pfote zu geben. Euch beiden zu Liebe.
Bißiger Welpe
Welpen beißen. Die einen mehr, die anderen weniger. Wie nervig das sein kann, scheinen nahezu alle Menschen mit erwachsenen Hunden vergessen zu haben. Dein Welpe muss erst lernen, dass seine Zähne auf deiner Haut weh tun und es andere Strategien gibt, mit Hunger, Durst, Müdigkeit, Übererregung, Langeweile oder Schmerz umzugehen. Mit Gewalt zu antworten, ist für eure Bindung und euer Vertrauensverhältnis nicht zielführend! Auch wenn mancher Welpenbiss sehr schmerzhaft sein und Blut fließen kann.
Kommst du an deine Grenzen, hol dir bitte Rat! Probiere nicht zig verschiedene YouTube-Tipps aus!
Mehr zum Thema Beißhemmung findest du hier: https://waldis-hundetraining.de/b-wie-beisshemmung/
Bockiger Welpe
Dein Welpe bockt, weil er beim Gassi stehen oder sitzen bleibt? Nein, das tut er definitiv nicht! Welpen gehen nicht wie erwachsene Hunde spazieren. Sie setzen sich oft mal hin und beobachten ihre Umwelt. Verzichte darauf, deinen Welpen an der Leine weiterzuziehen oder ständig mit einem Leckerli weiterzulocken! Dein Welpe verarbeitet auf diese Art neue Reize, die auf ihn einprasseln. Außerdem werden Welpen relativ schnell müde. Sie sind körperlich noch nicht fähig, ewig lange zu marschieren.
Musst du weiter, dann trage deinen Welpen ein Stück. Oder setz dich mit deinem Welpen gemütlich auf eine Parkbank und beobachtet eure Umwelt. Was dein Welpe nicht braucht, ist unnötiger Stress!
Staubsauger-Welpe
Welpen erkunden alles mit ihrem Fang, haben ständig Gegenstände wie Steine, Taschentücher, Blätter, Abfall etc. im Fang. Statt deinem Welpen unaufhörlich mit „Nein!“, „Aus!“, „Pfui!“ (https://waldis-hundetraining.de/n-wie-nein/) anzumotzen und hektisch seinen Fang aufzureißen, überlege im ersten Schritt: Geht von dem Schatz (Ja, du liest richtig, die ekelhaften Fundstücke sind für deinen Welpen riesengroße Schätze!) Lebensgefahr aus? Wenn nein, bleib mal locker!
Denn das Erkundungsverhalten ist wichtig für die Entwicklung deines Welpen. Ansonsten tausche den Schatz freundlich gegen ein köstliches Leckerli. In der Zukunft gehe vorausschauender, damit dein Welpen den toten Frosch erst gar nicht aufnehmen kann.
Hier findest du meine Trainingsanleitung für das Ausspucken von Gegenständen: https://waldis-hundetraining.de/a-wie-ausspucken/
Wenn dich das Leben mit deinem Welpen stresst, hilft es dir vielleicht, daran zu denken, dass sich dein Welpe nicht ausgesucht hat, bei dir einzuziehen. Dein Welpe wurde von seiner Mutter vorab nicht gebrieft, wie wichtig es dir ist, dass er an lockerer Leine geht, kein Essen klaut oder keine Menschen anspringt. Keiner hat ihm die ersten acht Lebenswochen aus dem Hunde-Knigge vorgelesen. Bleib deshalb in Stresssituationen fair und freundlich!
Obwohl Hunde unbeschreiblich anpassungsfähig sind, wird dein Welpe all deine Regeln nicht binnen weniger Tage oder Wochen lernen! Verschwende eure kostbare Welpenzeit nicht damit, ein Verbot nach dem anderen aufzustellen. Organisiere euren Alltag so, dass dein Welpe so wenig wie möglich Falsch machen kann und belohne jede Kleinigkeit, die dir an seinem Verhalten gefällt.